Leitlinien, sprechende Ampeln und professionelle aussehende Braillebücher

Als Blindenpädagoge muss ich natürlich auch mal was über unsere Fachrichtung schreiben. Denn eines muss man Korea lassen. So konsequent wie hier habe ich Leitlinien auf den Straßen noch nie umgesetzt gesehen. Es ist eher auffällig, wenn sie mal nicht da sind. Die Stocktechnik ist allerdings weniger ausgefeilt, ebenso die Körperschutzhaltung, wenn man ohne Stock unterwegs ist. Aber man kann halt nicht alles haben.

Zum Ausgleich sprechen die Ampeln sehr freundlich zu einem. In Seoul und hier plappern sie fast alle auf Wunsch los und sagen die Zeit an, die man noch zum Überqueren der Straße hat. So wurde es mir jedenfall gesagt, denn selbst verstehen kann ich sie nicht. Damit das Sprachbad losgeht, muss man auf den ausschließlich dafür vorgesehenen Ampelknopf drücken. Zum Aktivieren der Ampeln braucht man ihn nicht, denn bisher habe ich noch kein Modell finden können, das nicht vollautomatisch geschaltet hätte.

sprechende Ampel

Schulbücher in Braille wirken sehr professionell aufgemacht. Sie erhalten einen richtigen Bucheinband und versuchen auch grafische Elemente durch Braillepunkte abzubilden oder sie sind gleich in Plastik geprägt. Das gelingt mal besser, mal schlechter, und natürlich kann ich nach den wenigen Stichproben die ich gesehen habe kein Urteil fällen. Der Gesamteindruck meiner Stichproben ist aber ein soliderer als bei den Büchern der DZB.

Um noch zur 6-Punkt, 8-Punkt, Kurzschrift und Vollstschriftdebatte zu kommen. Wenn wir durchsetzen könnten in Hangul-Braille zu schreiben, dann hätten sich viele Debatten erledigt. Hangul ist das Schriftsystem in Korea. Auf den ersten Blick sieht es aus wie die chinesische Zeichenschrift, aber das täuscht. Eigentlich ist es eine Laut-Silbenschrift und daher für viele Sprachen einsetzbar. Auch Deutsch kann man mit ihr schreiben. Ihr riesiger Vorteil ist die Kompaktheit. Selbst lange Worte schrumpfen durch sie magisch zusammen. Die meisten Worte sind daher kaum länger als 4-5 Zeichen und es reichen 6 Punkte locker für alle Zeichen aus um sie zu kodieren. Das wäre doch mal was für die AG-Braille…

Comments

  1. Brigitte Hofmann says:

    Hallo aus Feudenheim!
    Euren Blog zu lesen ist sehr interessant. Ich kann mir vorstellen, dass man am Ende eines Tages übervoll ist mit Eindrücken und Erfahrungen, und dass das alles erstmal sacken muss. Was nützen perfekte Schulbücher, wenn die Kinder alles nur frontal präsentiert kriegen?
    Die Beschreibung des Essens war auch sehr eindrücklich ?.
    LG Brigitte

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