Teetrinken kann ziemlich schwierig sein. Das habe ich heute erfahren, denn soeben wurde ich in die traditionelle koreanische Teezeremonie eingeführt. Dieses Erlebnis möchte ich gerne teilen.
- Die Kleidung: Mit westlicher Kleidung ist eine koreanische Teezeremonie nicht denkbar. Ausziehen musste ich diese nicht, aber über ihr ein traditionelles Gewand, einen Hanbok, anziehen. Dieser besteht aus weiten Hosen, die einmal unterhalb des Fußknöchels durch ein Band festgebunden werden und einmal um die Hüfte, aus einem weit geschnittenen Hemd, das sich vor der Brust überschneidet und sowohl auf der Innenseite als auch auf der Außenseite zugeknotet wird und aus einer Jacke, welche durch Knöpfe auf dem Bauch verschlossen wird. Für Frauen gibt es statt der Hose einen weiten Rock und die Jacke ist ziemlich kurz.
- Der Snack: Zur Teezeremonie werden Reiskuchen gereicht. Beliebt sind diese auch mit einer Füllung aus geriebenem Sesam und Zucker. Erst wird die Rohmasse in der Hand geknetet bis ihre Oberfläche so weich wie ein Ohrläppchen ist (so die Anweisung), dann wird sie zu einer kleinen flachen Schüssel geformt und mit der Sesammischung gefüllt. Anschließend wird sie verschlossen und in der Hand so gedrückt, dass man die Abdrücke der Finger auf dem flachgedrückten Kuchen erkennen kann. Jetzt muss der Reiskuchen für zehn Minuten im Wasserdampf garen und wird dann noch mit Pinienkernöl übergossen um die Oberfläche zum glänzen zu bringen. Während der Reiskuchen gart muss jeder Koch ein Lied singen. (Ach Gott kam ich mir doof dabei vor. Glücklicherweise nahm mich nur ein Lehrer aus Kombodscha dabei auf. Meine Chancen, dass es ein deutscher Kollege das Video auf Facebook entdeckt sind glücklicherweise gering.) Angerichtet wird der Reiskuchen auf einem großen Blatt auf einem Porzellanteller und mit Blüten verziert.
- Die Zubereitung und der Genuss des Tees: Vor dem Gastgeber steht ein zu Beginn mit einem Handtuch abgedecktes Tablett mit viel Material, vor allem Geschirr. Teekanne mit Deckel, Schüssel mit Ausguss, kleine Teekanne mit Deckel und mit langem Griff, kleines mit einem Deckel verschlossenes Schüsselchen, drei Teetassen mit Untertassen, eine hözerne Ablage für Deckel und eine Stoffserviette. Man setzt sich im Schneidersitz vor das Tablett. Der Gast (oder auch die Gäste) sitzt einem gegenüber. Die Teezubereitung geht so:
- Handtuch vom Tablett ziehen, zusammenlegen und rechts neben das Tablett legen.
- Heißes Wasser in die große Teekanne einfüllen. Teekanne mit dem Deckel verschließen.
- Den Deckel vom kleinen Schüsselchen nehmen und den sich im Schüsselchen befindlichen Tee in die kleine Teekann füllen. Der Deckel der kleinen Teekann wird dazu kurzzeitig auf die hölzerne Ablage gelegt.
- Die Serviette auf die Teekanne legen (als Hitzeschild) Wasser aus mindestens 20 cm Höhe aus der großen Kanne in die kleine Kanne gießen, so dass man es plätschern hört. Dabei verbal darauf hinweisen, dass das Wasser klar ist. Anschließend die kleine Teekanne wieder mit Deckel verschließen.
- Warten und dem Gast ein Kompliment machen.
- Den Tee aus der kleinen Kanne in folgender Reihenfolge in die drei vor einem befindlichen Teetassen gießen. Rechts anfangen auf 1 zählen, zur mittleren Tasse 2, zur linken Tasse 3, wieder die linke Tasse 4, mittlere Tasse 5, rechte Tasse 6, wieder die rechte Tasse 7, mittlere Tasse 8, linke Tasse 9. Die Teekanne muss danach leer sein. Beim Ausgießen darf es wieder plätschern.
- Dem wichtigsten Gast reicht man die linke Tasse, dem weniger wichtigen Gast die mittlere Tasse und die rechte Tasse nimmt man sich selbst.
- Jetzt muss der Gast drei Dinge feststellen während die Tasse in drei Durchgängen leergetrunken wird. Ersten muss er sagen, dass die Farbe des Tees wunderbar ist. Dafür bedanken wir uns als Gastgeber und beide trinken den ersten Schluck. Dann muss der Gast feststellen, dass der Geruch wunderbar ist. Wir bedanken uns als Gastgeber wieder, zweiter Schluck. Jetzt stellt der Gastgeber fest, dass der Geschmack wunderbar ist. Ein letztes mal bedanken und dann die Tasse leertrinken. Wir sammeln die Tassen wieder von unseren Gästen ein und stellen sie in der alten Reihenfolge vor uns auf.
- Die Teezubereitung geht jetzt in die zweite Runde (von insgesamt 3), allerdings kommt kein neuer Tee in die Kanne, sondern die Teeblätter bekommen einen neuen Aufguss. Bevor wir aber diesmal trinken servieren wir den Snack. Dieser wird wieder ausgiebig vom Gast gelobt und wir bedanken uns höflich. Anschließend trinken wir den Tee erneut in drei Schlücken. Der Gast darf wieder feststellen wie gut der Tee ist, muss es aber nicht.
- Die Grüße: Nach der dritten Runde Tee stehen Gast und Gastgeber auf. (Was mir als Westler ziemlich schwer fiel, dann nach dem langen Sitzen im Schneidersitz wollten meine Beine so gar nicht.). Anschließend legt man die Hände an die Stirn, so als wollte man in die Ferne blicken und sich die Sonne aus den Augen halten. Man geht in die Knie, erst das rechte Bein nach unten, dann das linke Bein. Man verbeugt sich nach vorne und bleibt mindestens 3 Sekunden mit dem Oberkörper unten. Anschließend den Oberkörper wieder nach oben nehmen, erst das rechte Bein aufstellen, dann die rechte Hand auf das rechte Bein legen und sich nach oben in den Stand drücken, das linke Bein steht danach auch wieder richtig. Jetzt legt der Mann die linke Hand über die rechte Hand (die Frau genau umgekehrt) und legt die Hände auf dem Bauch ab. Gast und Gastgeber verbeugen sich erneut, diesmal aber nur kurz, und wünschen sich ein gutes Jahr. (Hintergrund. Diese Zeremonie gehört zum koreanischen Erntedankfest).
Im Prinzip ist so eine Teezeremonie also doch ganz einfach, oder nicht?